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Der Begriff Marriagen kommt aus dem Antiquitätenhandel und bezeichnet Fälschungen: die
Zusammensetzung eines homogenen antiquarischen Stücks mit Hilfe von verschiedenen
Teilen aus ungefähr einer Epoche doch ganz unterschiedlicher Herkunft.
Die Plastiken aus der Reihe „Marriagen“ werden aus zwei oder mehreren Teilen gleicher oder
auch ganz verschiedener Art zusammengesetzt bis ein neuer, völlig überzeugender
Gegenstand entsteht, scheinbar vertraut und doch nicht genau zu benennen.
Selbstverständlichkeit und Eigenständigkeit zeichnen diesen Gegenstand aus. Dies gelingt
allerdings nur, wenn das Ineinandergreifen der Teile farblich, wie auch in den Formansätzen
und Formdurchdringungen, der notwendigen Logik der tektonischen und plastischen
Bedingungen des neu geschaffenen Gegenstandes gehorchen.
Die Gefäße aus der Reihe Urnen oder die Installation Import-Export sind ihre eigenen
Darsteller: ihr zu vermutender Gebrauchswert als Gefäß stellt sich zunächst als Irrtum, als
Fälschung dar. Der Titel verweist auf einen möglichen Inhalt, der in seiner Spezifizierung
jedoch der Imagination des Betrachters überlassen bleibt.
„Ceci n´est pas une pipe“ heißt der Titel eines Bildes von Magritte, welches eine Pfeife
darstellt. Das Spannungsfeld von begrifflicher Welt und der Welt des Gegenstandes, seines
Eigenlebens und seiner Erscheinung erhält in diesen Arbeiten von Elke Judith Wagner einen
wahrnehmbaren Raum. Wie so oft offenbart auch hier die Fälschung mehr als das Original,
weil der Entstehungsprozess Teil des Themas ist.
Judith Gries 1998 |
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